Von Stralsund nach Helsinki
Da sitzen wir nun unerwarteterweise bei Bornholmer Sonne. Die scheint zwar nicht vom trüben Himmel, dafür blinkt sie auf unserern Tellern. So nennt man hier den frisch geräucherten Hering, der mit einem Eigelb und kräftigem Schwarzbrot serviert wird. Dazu ein kühles Bier - und wir sind zufrieden.
Das waren wir gestern nicht so sehr. Früh um sechs Uhr hatten wir Stralsund verlassen mit dem Plan, bis Visby durchzusegeln. Doch kaum lag der Dornbusch auf Hiddensee backbord querab, verließ uns der Wind und die beiden Feen im Maschinenraum mußten für Aeolus einspringen. Bis in den Abend dieselten wir über eine spiegelglatte Ostsee. Als in der Dämmerung Bornholm in Sicht kam, war unser Entschluß schnell gefaßt: Pause.
Gestärkt mit unserer Bornholmer Sonne, kam wieder Mut auf - und frischer Wind dazu. So sollte Christansø unser heutiges Ziel sein. Als Bella Donna allerdings ihren Bug um Hammerodde streckte, stellte sich heraus, daß der Wind mit 6-7 Bft und Regenschauern genau von Christansø her wehte und eine sehr hackige Welle das Schiff stark bremste. Ein kurzer überschlag ergab, daß wir unser Ziel kaum vor Mitternacht erreichen würden. Also neuer Ratschlag und hinein nach Hammerhavn.
Am 9. Juni ist Visby nun wirklich unser Ziel. Leider kommt der Wind immer noch aus Nordost, so daß wir Gotland nicht direkt anliegen können. So geht es also durch den Kalmar-Sund. Schon am Nachmittag spielt wieder jemand am Windschalter: aus - an - und dann ganz aus. Schon wieder müssen wir motoren, eine ganze Nacht lang. Trotzdem genießen wir die Nachtfahrt. Beim Wachwechsel um Mitternacht ist die Sonne gerade untergegangen und kurz vorm Passieren der Kalmarsundbrücke ging sie wieder auf.
Gleich nach dem Frühstück erwischten wir endlich den langersehnten Wind, der immer mehr auf 4 Bft. zunahm und uns in Rauschefahrt bis vor die Hafeneinfahrt von Visby schob.
Die Warnungen der Hafenhandbücher fanden wir unbegründet: von einem überfüllten Hafen keine Rede, die wenigen Yachten verschmähten die Heckbojen und lagen längsseits an den Stegen. Unser australischer Liegeplatznachbar, der seine neue Swan 57 offensichtlich gerade aus Finnland abheholt hatte, zollte unserer Scheuerleiste mit ihren vielen Farben höchste Bewunderung. Kein Wunder, sowas kriegt er bei Nautor halt nicht geboten!
In Visby erwartete uns Lebensfreude pur. Bis spät in die Nacht pulsierte das Leben in den Hafenkneipen und auf allen Straßen. Uns umgab südliches Flair, selbst an Orangen- und Zitronenbäumchen mangelte es nicht. Wir gönnten uns in dieser tollen Umgebung noch einen weiteren Hafentag, um in einem ausgedehnten Stadtbummel diese uralte Hansestadt zu erkunden.
Der nächste Segeltag brachte uns bei wieder schwachen Winden bis in den winzigen Fischerhafen von Lauterhorn. Ein gemütliches Lagerfeuer mit Grill und Wein markierte den Abschied von Gotland. Am 13. Juni brachen wir hoffnungsfroh nach Norden auf. Schon bei Gotska Sandöen fiel wieder der Wind aus. Das Schiff drehte sich mit flappenden Segeln im Kreis. Also wieder Nachtfahrt unter Maschine. Gegen Morgen erreichten wir die Âländische Schärenwelt. Faszinierend, aber auch unheimlich muteten die aus dem Meer ragenden Felsen an. Den Peilmarken folgend suchten wir unseren Weg zum malerischen Hafen von Karlby auf Kökar. Beim letzten Fahrwasserknick dann ein kräftiger Rumms, und 17 to Stahl waren sicher auf solidem Granit geparkt. Weder Ausbaumen noch Verwarpen oder rhythmisches Herumspringen auf dem Achterdeck half uns vom Felsen herunter. Erst ein vorbeikommender Angler konnte per Handy Hilfe holen. Eine kleine Armada kam plötzlich aus der Bucht von Karlby, darunter ein kräftiges Arbeitsboot, das genug Power hatte, uns vom Fels zu ziehen. Im Gespräch mit unseren Helfern stellte sich heraus, daß unsere Seekarten nicht dem neuesten Stand entsprachen. Dies fanden wir in den nächsten Tagen mehrfach bestätigt: ganze Wasserstraßen waren umbetonnt worden.
Hier besucht uns am folgenden Tag der schöne Âlandschoner ALBANUS - mit einem Kamerateam des NDR an Bord. Bereits eine Woche nach unserer Rückkehr konnten wir uns und die Bella Donna daher im Ostseereport auf N3 bewundern. Per Fahrrad konnten wir einen kleinen Eindruck gewinnen, von der wilden Schönheit und der Ruhe dieser bezaubernden Inselwelt. Helsinki, das Ziel unserer Reise war nun nicht mehr weit. Die Fahrt dorthin, in nur noch drei Tagestörns, war hautnahes Naturerleben: herrliche Durchfahrten zwischen immer dichter rückenden einsamen Inseln, die uns oft das Gefühl gaben, im Binnenland unterwegs zu sein. Wir konnten Wasservögel beobachten, die in unseren Breiten unbekannt sind und Tiere, die wir im Fahrwasser am allerwenigsten vermutet hätten: Schwimmende Elche tauchten direkt vor unserem Bug auf. Mit dem Wind hatten wir natürlich weniger Glück. Nur zum versönlichen Abschluß kam noch ein herrlicher Schiebewind unter blauem Himmel auf, der uns bis vor die Hafeneinfahrt von Helsinki brachte. Der Trubel in Visby war fast langweilig verglichen mit der Lebensfreude der Menschen im hochsommerlichen Helsinki. Straßenmusik, überfüllte Gartenrestaurants und Party bis in den frühen Morgen. Nach dem Reinigen unseres Schiffes und der übergabe an die Nachfolgecrew nahmen wir uns einen Nachmittag Zeit, um diese lebhafte Stadt zu besichtigen. Das selten schöne Stadtbild wird gekrönt vom imposanten weißen Dom, der uns unwillkürlich an den Petersdom erinnerte. Sehenswert sind auch die Markthalle und der üppige Wochenmarkt am alten Hafen. Hier findet man alles, was es bei uns zu Haus nicht gibt. Am Abend nahm uns die Finnjet auf, und wir durften den Weg, den wir gekommen waren, in nur 24 Stunden wieder zurückfahren.
Das waren wir gestern nicht so sehr. Früh um sechs Uhr hatten wir Stralsund verlassen mit dem Plan, bis Visby durchzusegeln. Doch kaum lag der Dornbusch auf Hiddensee backbord querab, verließ uns der Wind und die beiden Feen im Maschinenraum mußten für Aeolus einspringen. Bis in den Abend dieselten wir über eine spiegelglatte Ostsee. Als in der Dämmerung Bornholm in Sicht kam, war unser Entschluß schnell gefaßt: Pause.
Gestärkt mit unserer Bornholmer Sonne, kam wieder Mut auf - und frischer Wind dazu. So sollte Christansø unser heutiges Ziel sein. Als Bella Donna allerdings ihren Bug um Hammerodde streckte, stellte sich heraus, daß der Wind mit 6-7 Bft und Regenschauern genau von Christansø her wehte und eine sehr hackige Welle das Schiff stark bremste. Ein kurzer überschlag ergab, daß wir unser Ziel kaum vor Mitternacht erreichen würden. Also neuer Ratschlag und hinein nach Hammerhavn.
Am 9. Juni ist Visby nun wirklich unser Ziel. Leider kommt der Wind immer noch aus Nordost, so daß wir Gotland nicht direkt anliegen können. So geht es also durch den Kalmar-Sund. Schon am Nachmittag spielt wieder jemand am Windschalter: aus - an - und dann ganz aus. Schon wieder müssen wir motoren, eine ganze Nacht lang. Trotzdem genießen wir die Nachtfahrt. Beim Wachwechsel um Mitternacht ist die Sonne gerade untergegangen und kurz vorm Passieren der Kalmarsundbrücke ging sie wieder auf.
Gleich nach dem Frühstück erwischten wir endlich den langersehnten Wind, der immer mehr auf 4 Bft. zunahm und uns in Rauschefahrt bis vor die Hafeneinfahrt von Visby schob.
Die Warnungen der Hafenhandbücher fanden wir unbegründet: von einem überfüllten Hafen keine Rede, die wenigen Yachten verschmähten die Heckbojen und lagen längsseits an den Stegen. Unser australischer Liegeplatznachbar, der seine neue Swan 57 offensichtlich gerade aus Finnland abheholt hatte, zollte unserer Scheuerleiste mit ihren vielen Farben höchste Bewunderung. Kein Wunder, sowas kriegt er bei Nautor halt nicht geboten!
In Visby erwartete uns Lebensfreude pur. Bis spät in die Nacht pulsierte das Leben in den Hafenkneipen und auf allen Straßen. Uns umgab südliches Flair, selbst an Orangen- und Zitronenbäumchen mangelte es nicht. Wir gönnten uns in dieser tollen Umgebung noch einen weiteren Hafentag, um in einem ausgedehnten Stadtbummel diese uralte Hansestadt zu erkunden.
Der nächste Segeltag brachte uns bei wieder schwachen Winden bis in den winzigen Fischerhafen von Lauterhorn. Ein gemütliches Lagerfeuer mit Grill und Wein markierte den Abschied von Gotland. Am 13. Juni brachen wir hoffnungsfroh nach Norden auf. Schon bei Gotska Sandöen fiel wieder der Wind aus. Das Schiff drehte sich mit flappenden Segeln im Kreis. Also wieder Nachtfahrt unter Maschine. Gegen Morgen erreichten wir die Âländische Schärenwelt. Faszinierend, aber auch unheimlich muteten die aus dem Meer ragenden Felsen an. Den Peilmarken folgend suchten wir unseren Weg zum malerischen Hafen von Karlby auf Kökar. Beim letzten Fahrwasserknick dann ein kräftiger Rumms, und 17 to Stahl waren sicher auf solidem Granit geparkt. Weder Ausbaumen noch Verwarpen oder rhythmisches Herumspringen auf dem Achterdeck half uns vom Felsen herunter. Erst ein vorbeikommender Angler konnte per Handy Hilfe holen. Eine kleine Armada kam plötzlich aus der Bucht von Karlby, darunter ein kräftiges Arbeitsboot, das genug Power hatte, uns vom Fels zu ziehen. Im Gespräch mit unseren Helfern stellte sich heraus, daß unsere Seekarten nicht dem neuesten Stand entsprachen. Dies fanden wir in den nächsten Tagen mehrfach bestätigt: ganze Wasserstraßen waren umbetonnt worden.
Hier besucht uns am folgenden Tag der schöne Âlandschoner ALBANUS - mit einem Kamerateam des NDR an Bord. Bereits eine Woche nach unserer Rückkehr konnten wir uns und die Bella Donna daher im Ostseereport auf N3 bewundern. Per Fahrrad konnten wir einen kleinen Eindruck gewinnen, von der wilden Schönheit und der Ruhe dieser bezaubernden Inselwelt. Helsinki, das Ziel unserer Reise war nun nicht mehr weit. Die Fahrt dorthin, in nur noch drei Tagestörns, war hautnahes Naturerleben: herrliche Durchfahrten zwischen immer dichter rückenden einsamen Inseln, die uns oft das Gefühl gaben, im Binnenland unterwegs zu sein. Wir konnten Wasservögel beobachten, die in unseren Breiten unbekannt sind und Tiere, die wir im Fahrwasser am allerwenigsten vermutet hätten: Schwimmende Elche tauchten direkt vor unserem Bug auf. Mit dem Wind hatten wir natürlich weniger Glück. Nur zum versönlichen Abschluß kam noch ein herrlicher Schiebewind unter blauem Himmel auf, der uns bis vor die Hafeneinfahrt von Helsinki brachte. Der Trubel in Visby war fast langweilig verglichen mit der Lebensfreude der Menschen im hochsommerlichen Helsinki. Straßenmusik, überfüllte Gartenrestaurants und Party bis in den frühen Morgen. Nach dem Reinigen unseres Schiffes und der übergabe an die Nachfolgecrew nahmen wir uns einen Nachmittag Zeit, um diese lebhafte Stadt zu besichtigen. Das selten schöne Stadtbild wird gekrönt vom imposanten weißen Dom, der uns unwillkürlich an den Petersdom erinnerte. Sehenswert sind auch die Markthalle und der üppige Wochenmarkt am alten Hafen. Hier findet man alles, was es bei uns zu Haus nicht gibt. Am Abend nahm uns die Finnjet auf, und wir durften den Weg, den wir gekommen waren, in nur 24 Stunden wieder zurückfahren.